Ich bin günstig an dieses Gerät gekommen, allerdings war es laut Beschreibung “ungetestet”. Wir wissen alle, was das bedeutet 😉
Also erst mal Stecker rein und Strom reingepumpt – der Patient ist tot, wie erwartet. Aber hey, wenigstens gibt’s für euch ein paar schicke Bildchen zum Angucken 🙂
Die Kiste ist von Außen unscheinbar. Es gibt sonst nur noch eine Klappe für Erweiterungskarten und einen AT-Keyboardanschluss. Also mal aufmachen, das Biest.
Die Verarbeitungsqualität ist ziemlich fragwürdig. Die Kabel baumeln alle frei herum und die Stecker sind geklebt worden.
Dann holen wir erst mal alle Innerein raus.
Neben komischen Müllflocken und Plastikspiralen fällt direkt die ausgelaufene Batterie ins Auge, örk.
Sieht schön aus – prall gefüllte RAM-Bänke, aber kein Coprozessor. Habe aber eh keinen erwartet. Dann gucken wir mal, was die Batterie angerichtet hat.
Örk, die AT-Buchse hat die Ätze der Batterie angezogen. Und anscheinend noch auf dem Mainboard herumgesaut. Also schnell raus mit dem Ding!
Es roch ziemlich genau so wie es aussieht 😉 Die positive Leiterbahn war immens angefressen, ebenso die dicke Leiterbahn oben über dem Blob.
Batterie und AT-Buchse rausgekloppt – mit der Entlötpumpe. Batterie geht zum Supermarkt in die Batteriekiste, der Sockel wandert erstmal in Essigessenz, dann in den Ultraschallreiniger.
Die Leiterbahnen hab ich mit einem Glasfaserstift freigekratzt, noch mal kurz mit Essigessenz bearbeitet und dann mit Lot aufgefrischt.
Dann wenden wir uns mal dem Netzteil zu! Das sollte folgende Spannungen liefern:
.. was es auch tat! Alle Spannungen wurden exakt erzeugt. Als nächstes hab ich mir das Mainboard genauer angesehen…
Falls du schon mal mit Technologie aus dieser Zeit gearbeitet hast, dann weißt du wahrscheinlich schon wo der Fehler liegt…. Tantalums!
Der erste ausgelötete Tantalum war kurzgeschlossen. Also hab ich direkt alle rausgeholt. Und bis auf eine handvoll waren alle hinüber, tja.
Nachdem alle aufrechten Tantalums getauscht waren hab ich die Kiste noch mal angeworfen und…
Stark, funktioniert wieder! Direkt mal die Festplatte testen!
Funktioniert wunderbar! Rattert ziemlich laut und fasst nur 20MB, aber hey – jemand hat Lemmings installiert!
Da die Elektronik generell funktioniert hab ich als nächstes das Gehäuse unter die Lupe genommen.
So sieht die linke Federaufhängung für das Display aus.
Heilige Milchkuh, das ist die rechte Aufhängung. Erst dachte ich die sei einfach mit der Zeit schwach geworden und zerbröselt – aber da sind überall Schnitte und Ritzer drin. Keine Ahnung, was damit gemacht wurde.
Ähnliches gilt für die Bremsen der Aufhängung:
Darauf hin hab ich alles schön geschrubbt und das fehlende Stück durch ein 3D-gedrucktes Ersatzdingsi geflickt:
Das Messingteil flutscht wieder ordentlich dank Lithiumfett. Die andere Aufhängung wurde analog dazu behandelt.
Die ausgelötete Batterie wurde durch Industrie NiCd-Zellen ersetzt und im Festplattencaddy montiert
Die dicke Festplatte wurde durch eine CF-Karte ersetzt, die für einfachen Zugriff aus einem Erweiterungsschacht schaut:
Mja doof, jetzt geht die Klappe das Gehäuses nicht mehr zu. Also noch mal 3D Drucker angeworfen und Adapter gedruckt um die CF weiter nach Innen zu verschieben.
Die Szeckbrücken standen bereits auf single master disk, da musste ich nichts ändern.
Die HDD einfach durch die CF zu ersetzen ist keine Plug-and-Play-Sache. Das BIOS hat kein autodetect, das heißt man muss die Architektur der CF-Karte manuell eintragen. Zum Auslesen der Werte habe ich “IDTHEIDE” (Downloadlink) gefunden.
Also hab ich das Programm auf eine Diskette gepackt und.. das Diskettenlaufwerk zuckt nicht. Uff, also Floppyemulator installiert und Image der Diskette draufgepackt. Dann gings:
Das Tool spuckt innerhalb von Sekunden alle Daten aus, die man dann nur noch ins BIOS übertragen muss.
Daten eingeben, speichern, fertig. CF wird jetzt korrekt erkannt. Also erst mal gemütlich MSDOS6.22 installieren. Von der alten Platte habe ich Lemmings runtergezogen und auf die CF gepackt – läuft! Aber ohne Sound irgendwie doof.
Also mal tief in die Teilekiste gegriffen und einen Soundblaster 16 geangelt. Treiber installiert und schon lief das Gedudel von Lemmings.
Zum Spielen wäre eine Maus ganz nett! Beim Computer lag eine serielle Maus dabei – also eingestöpselt, Microsoft Mouse Driver 11 installiert und Lemmings angeworfen. Läuft und macht Spaß wie damals!
Dann hab ich noch Windows 3.11 installiert. Das ist allerdings recht instabil. Denke es braucht mehr als die auf dem Mainboard verbauten 2MB RAM.
Hier noch mal das Kabelgemüse vor dem Zusammenbau:
Da wo die alte HDD saß hängt nun ein HDD adapter. Der war nötig, weil sonst der gesamte linke Aufbau nach unten sinkt.
Jetzt nur noch die Platte hinten drauf und festgeschraubt!
Super, als ich die Rückseite festgeschraubt habe kam eins der Gewinde raus. Hab das mit 2K-Harz wieder festgeleimt.
Das war’s dann – alles läuft. Hier noch ein paar Bildchen von den Specs:
Die BIOS-Settings werde ich ausdrucken und zwischen Tastatur und Bildschirm packen. Zur Sicherheit 🙂
PS: RAM wurde durchgetestet!
Danke fürs Lesen!